In den Werken des Schriftstellers Wolfgang Hilbig und des Malers Wolfgang Mattheuer bildet die Landschaft rund um Leipzig eine wichtige Konstante. Die seinerzeit vor allem durch die DDR-Braunkohleindustrie und ihren Raubbau geschändete Gegend galt als eine der dreckigsten in ganz Europa. Ein dort zu Tage tretendes, zerrüttetes Mensch-Natur-Verhältnis war letztlich auch Sinnbild eines gescheiterten Staates und seines Systems. Von daher war eine künstlerische Auseinandersetzung mit dieser Landschaft in der DDR problematisch. Auch vor diesem Hintergrund entdeckten Hilbig und Mattheuer die Romantik neu. In einer gleichzeitigen Annäherung und Abgrenzung zu den historischen Vorbildern der Landschaftsdarstellung entwickelten sie einen Zugang, der sowohl auf der ästhetischen als auch der politischen Ebene der zerstörten Landschaft zu begegnen versuchte.
Martin Ehrler ist Literaturwissenschaftler. Zuletzt war er Mitglied des Forschungsprojektes “Experimentierfeld Dorf” und des DFG-Graduiertenkollegs “Modell Romantik” an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Seine Forschungsschwerpunkte sind vor allem die Ästhetisierung von Industrielandschaften, Aktualisierungen des Romantischen und autofiktionales Schreiben.
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Das Gespräch führen Marit Heuß und Ringo Rösener. Der Eintritt ist frei.